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Emotionen gehen hoch wie im Kommunalwahlkampf

Die Unterschleißheimer werden mit Wurfsendungen zum Bürgerentscheid regelrecht überschwemmt
(Artikel aus SZ - Lokalteil nördl. Landkreis v. 19.6.97)


Plakate am Bahnübergang

EINE REGELRECHTE PLAKATSCHLACHT liefern sich Befürworter und Gegner des geplanten Straßentunnels, über den Unterschleißheimer Bürger am Sonntag entscheiden.
Photo: Ursula Baumgart


Unterschleißheim
Je näher der Termin des Bürgerentscheids über die Straßenunterführung rückt, desto hitziger werden auch die Diskussionen darüber. Und immer neue Gruppen und Grüppchen melden sich zu Wort. Mal ist es die Arbeitsgemeinschaft Bürgerentscheid bestehend aus BIT, SPD, FB, FDP und ÖDP dann wieder der Gewerbeverband inklusive der örtlichen CSU sowie die Anwohner einiger Straßen um die Schranke herum und natürlich die BIT, die Bürgerinitiative "Bahn im Tunnel".

Die Emotionen gehen hoch. Fast könnte man meinen, die Kommunalwahlen stünden wieder an, so häufig wechseln zur Zeit die Plakattexte und werden Wurfsendungen verteilt. Für die Meinungsfindung werden Radl-Demos und Informationsveranstaltungen durchgeführt und immer und immer wieder Infostände aufgebaut. Da stehen Befürworter und Gegner dicht an dicht zur besten Marktzeit auf dem Rathausplatz und verteilen unterschiedliche Infozettel. Für die Bürger, die immer noch nicht wissen, was sie am Sonntag nun ankreuzen sollen, steht auf einigen Plakaten ohne Textzusatz nur das Wörtchen "nein" und unten "na klar", nach dem Motto: "Hier Kreuz, da wir und tschüß."

Ängste schüren
Mit der Angst der Bürger wird von beiden Seiten kräftig gespielt. So steht über manchen Plakattexten in dicken Lettern "gefährlich" darüber geschrieben. Von Gefährlichkeit spricht natürlich auch die Gegenseite und malt sich beim Bau des anderen Projektes die reinsten Horrorszenarien aus. Furchterregende Worte wie stickig und quälen kommen da vor. An anderer Stelle wird bei den Kosten mit unterschiedlichsten Riesensummen jongliert. Und ähnlich wie beim Monopolyspiel wird andernorts in Aussicht gestellt, daß bei Bedarf ohne weiteres Brücke und Bahnhof wieder abgerissen werden können.

Veranstaltungen werden zu verbalen Kampfarenen gemacht, in denen den Gegnern das Wort verboten wird. Und nicht zuletzt tat Bürgermeister Rolf Zeitler in einem vierseitigen Faltblatt seine "persönliche Meinung" den Bürgern noch mal kund und ließ diese schwarz auf weiß überall in die Briefkästen einwerfen.

Dort steht nun, daß es schön wäre, wenn die Bahn in einen Tunnel käme. Die Überschrift suggeriert dem Bürger aber genau das Gegenteil ein, nämlich wörtlich: "Der Wunsch geht nicht auf." Und ein paar Zeilen weiter: "Mit einem Wunschdenken ist niemandem geholfen. " Ja, wünscht er nun oder wünscht er nicht? Und überhaupt, die Frage muß erlaubt sein: Warum wurde der Bürgermeister eigentlich Mitglied der BIT?
Christina Hosch 
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