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Artikel aus dem Kommunalspiegel vom Dezember 2000 (Herausgeber: Bürgerbund/FWG und unabhängige Wählergruppe in Oberschleißheim

Transrapid auf Kurzstrecke: Ein Milliardengrab?  

Dieser Beitrag soll Sie nicht mit der vorhandenen Fülle von technischen Daten wie Luftwiderstandswerten, Reibungskoeffizienten und Ähnlichem erschlagen. Es soll aus der Sicht betroffener Bürger auf einen neuen ins Haus stehenden teuren Schildbürgerstreich aufmerksam gemacht werden.  

Tatsache ist, dass  

Machen wir eine Bestandsaufnahme, sehen wir auf der Strecke der S1 zu geringe Kapazitäten für mehr und reibungslose Zugbewegungen, heruntergekommene Bahnhofsbereiche, veralterte und renovierungsbedürftige Transportmittel.  

Für den umweltverträglichen Ausbau bemüht sich die BIT zusammen mit den Gemeinden seit nunmehr 10 Jahren bislang vergeblich. Nicht ganz so lang, aber auch vergeblich, bemühen sich die Gemeinden und die Kunden der DB um zumutbare Zustände der Anlagen und Einrichtungen. 

Mal fehlt angeblich das Geld, dann anscheinend das Personal zur Überwachung der Subunternehmer oder es werden die Probleme von der DB nicht oder anders gesehen. Die Einladung der Gemeinde Oberschleißheim zum Einstieg in eine Verkehrsdebatte, hatte die DB z.B. nicht angenommen, weil für Oberschleißheim angeblich keine Planungen bestehen. Dabei hat man wohl die schon verstaubten Planungen in Verbindung mit der bereits gebauten Neufahrner Spange glatt übersehen. Dafür erhebt die DB dann einige Wochen später Einspruch gegen einen Bebauungsplan mit der Begründung, dass das dem mehrgleisigen Ausbau in Oberschleißheim entgegenstehe.  

Da wundert man sich schon, wie schnell auf Gerüchte und Wünsche von bestimmten Bereichen der Wirtschaft und Politik reagiert wird. Und was es da dann für Argumente sowie Milchmädchenrechnungen gibt. 

Dass die Magnetschwebebahn ein technisch sehr fortschrittliches und vorteilhaftes Transportmittel ist, wollen wir gar nicht bestreiten. Es ist nur nicht für den Einsatz im Ballungsraum München auf einer Gesamtstrecke von nicht einmal 40 km sinnvoll einsetzbar!

Entwickelt wurde der Transrapid für größere Entfernungen, z.B. als Ergänzung oder Ersatz für Kurzflugstrecken (Berlin-Hamburg oder Frankfurt-München) oder Städteverbindungen durch freies Land (Las Vegas-Los Angeles durch die Wüste). Da kann der Zug dann auf einer eigenen Trasse seine Vorteile ausspielen, während die Nachteile (u.a. Lärm im Hochgeschwindigkeitsbereich) wenigen Anliegern zugemutet werden.

Es muss uns zu denken geben, wenn eine dafür geeignete Verbindung wie Berlin-Hamburg aufgegeben wird. Da würden die größten Städte Deutschlands (Millionenstädte!) miteinander verbunden, Flugverbindungen könnten entlastet werden, die Wochenend- und Urlaubsgebiete an Nord- und Ostsee bzw. das Herz Deutschlands würde jeweils in greifbare Nähe rücken. Doch selbst bei solchen Voraussetzungen steigt die Privatwirtschaft aus; das Projekt wird aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben! Welche Vorteile sieht denn die Privatwirtschaft, die ja den Transrapid baut und verkaufen will, in einer Referenzstrecke vom Flughafen zum Hauptbahnhof München? Oder meint das Wirtschafts- / Verkehrsministerium, mit unseren Steuergeldern wieder eine Staatswirtschaft einführen zu müssen? Die ist doch seit über 10 Jahren in Deutschland nicht mehr vorhanden und steht den laufenden Privatisierungen entgegen. Von Siemens, Krupp-Thyssen bzw. vom Transrapid-Konsortium hörte man bislang nur etwas zum Ausstieg aus der jahrelangen Planung der Strecke Berlin-Hamburg!

In Anbetracht der Tatsache, dass eine Magnetschwebebahn gegenüber einer Express-S-Bahn kaum 10 Minuten Fahrzeit einspart, lassen die Investitionskosten in Höhe von angeblich ca. 3 Milliarden DM und die Folgekosten das Projekt auch nicht sinnvoll erscheinen.

Neben der S-Bahn/Express-S-Bahn und der geplanten Fernbahn braucht der Flughafen keine zusätzliche Transrapid-Anbindung aus der Landeshauptstadt heraus.

Was würde sich positiv ändern, wenn die Transrapidverbindung Hauptbahnhof-Flughafen als "Super-S-Bahn" verwirklicht wäre? Nichts!

Eine neue, zusätzliche Gesellschaft oder Abteilung der DB wäre nur für den Transrapid und nicht für die bestehende Strecke zuständig. Das würde sich nur negativ auf die Region auswirken, denn der Transrapid kostet (viel!) Geld, auch wenn es vom Bund bezahlt wird.

Da auch für eine alternative Streckenführung über den alten Flughafen, die jetzige Messe, die gleichen Argumente gelten, wäre die Referenzstrecke für einen Transrapid vom Hauptbahnhof zum Flughafen München ein Schildbürgerstreich. Wir müssen verhindern, dass sogenannte Fachleute in Verbindung mit kurzsichtigen Politikern unsere Steuergelder zum Fenster hinaus werfen. Soll doch das für den Transrapid und dessen Vermarktung zuständige Konsortium (die Privatwirtschaft also) eine sinnvolle Referenzstrecke auswählen. Dann kann die Politik entscheiden, in welchem Rahmen dafür Unterstützung gewährt wird. Es kann aber nicht so sein, dass man politisch mit unseren Steuergeldern eine Lösung sucht, wir, die Steuerzahler, für (Fehl?) Investitionen aufkommen und das Risiko der Privatwirtschaft tragen! Verantwortung für die Folgen würden später sowieso nicht von den Politikern getragen. Die wären dann nicht mehr im Amt, würden sich auf Vorgänger oder fachlichen Rat berufen. Beispiele gibt es dafür genug: Fehlentscheidungen der LWS, Finanzierung der EXPO und viele vom Bund der Steuerzahler und vom Bundesrechnungshof gerügte Verschwendungen - Sie alle bleiben ohne Folgen für die Verantwortlichen, aber ein teures Ärgernis für uns Steuerzahler.

Heiner Lammers / BIT, Oberschleißheim 

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