Startseite  Übersicht Archiv Presseartikel

Mit Express-S-Bahn klingeln die Ohren
Wiesheu: Doppelt so laut wie Transrapid

VON CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Landkreis - Transrapid oder Express-S-Bahn:

Ein neuer Zug auf der West-Trasse nahe Neufahrn und Eching kommt auf jeden Fall. Das sagte Verkehrsminister Dr. Otto Wiesheu gestern in München. Er warnte, die Express-S-Bahn würde doppelt so laut: "Da sage ich: viel Vergnügen." 

Das dürfte der Region vergehen. Die Aussagen zur S-Bahn auf eigenen Gleisen, die München in 20 Minuten mit dem Flughafen im Moos verbinden soll, klingeln in den Ohren. Einen durchschnittlichen Lärmpegel von rund 60 Dezibel will ein Planungsbüro im Auftrag des Ministers errechnet haben. Die Express-S-Bahn würde - exakt auf der Transrapid-Westtrasse - mit Tempo 160 entlang der A 92 rasen. Das wäre laut Gutachtern doppelt so laut wie ein Transrapid bei 250 km/h. Derzeit werden von Experten Einzelschallpegel für die Stationen berechnet.

Wiesheu machte klar, dass die Express-Bahn auf eigenen Gleisen seine einzige Alternative zum Wunsch-Rapid ist. Die Light-Version ("Humpel-Express") auf den S-1-Gleisen soll ab 2005 eine Übergangslösung sein und die Flügelung in Neufahrn ablösen. Der Minister stellte sich hinter den Ausbau der S-Bahn. Der Transrapid sei dazu keine Konkurrenz - im Gegenteil. Dank Bundes-Millionen für den Airport-Schweber könne es möglich werden, gleichzeitig Transrapid, den zweiten Tunnel der Stammstrecke und den geplanten S-Bahn-Ausbau zu bezahlen. Das, so Wiesheu, "müssen die Kommunalpolitiker auch mal sehen", die da gelegentlich etwas durcheinander brächten. Vor allem jene, "die immer so schlau daherkommen und sagen, dass Transrapid-Millionen vom Bund für die S-Bahn eingesetzt werden sollen". Dass der Bund das Geld umschichte, sei "leeres Gewäsch".

S 1 und S 8 sollen auf jeden Fall bleiben, verspricht der Zollinger. Ein Ausbau der S 1-Gleise ist wohl eher nicht drin, eine Express-S-Bahn durch die Orte auch nicht. Dann kämen Bürgerinitiativen wie "Bahn im Tunnel" - das sei aber nicht zu bezahlen. Zudem sei der viergleisige Ausbau wegen der vielen privaten Grundeigentümer "nicht durchzusetzen".

Dass aber bis zu Wiesheus Ministerialen die Sorgen der Region nicht durchgedrungen sind, machte ein Abteilungsleiter gestern bei der Pressekonferenz deutlich. Er sprach vom Mittelabschnitt der West-Trasse als Strecke "an der Autobahn entlang, wo der Transrapid niemanden mehr stört".

Aus Münchner Merkur vom 02.08.2002

 Drucken